Fort Prinz Karl – „Erkundung eines verborgenen Ortes“

Vereinsausflug fand großen Anklang

Der Vereinsausflug unter dem Motto „Museumsbesuch bzw. Besichtigung in der Region“ führte uns nach Katharinenberg zum Fort Prinz Karl (bei Großmehring).

Diese Besichtigung war ursprünglich bereits im Jahre 2015 geplant, musste jedoch wegen baulicher Maßnahmen an den Fort-Anlagen verschoben werden. Die Führung für den Heimatverein war die erste offizielle Führung nach der mehr als 4 Mio. EUR teuren, mehrjährigen Teil-Restauration der Fortanlage.

Das Interesse am Vereinsausflug war abermals sehr groß. Gegen 13:00 Uhr machten sich 27 Personen auf den Weg. Ab 14:00 Uhr begann die Besichtigung des Forts mit einer ca. 2 ¼ -stündigen fachkundigen Führung durch Herrn Friedrich Lenhardt, dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins Kösching-Kasing-Bettbrunn. Die Eintrittsgebühren wurden in gewohnter Weise vom Verein getragen.

Eigentümer der Fort-Anlage ist der Freistaat Bayern, verwaltet von der Immobilien Freistaat Bayern. Sonderführungen werden vom Bayer. Armeemuseum koordiniert.

zum Fort Prinz Karl

Das getarnte Festungswerk liegt auf einer Anhöhe (Großer Weinberg) südlich der Ortschaft Katharinenberg; seitlich der Straße von Kösching nach Großmehring.
Das Fort, das nie einen Angriff erlebte, dient heute als Betriebsgelände und kann deshalb innen nicht besichtigt werden – nur im Rahmen von Sonderführungen.

zur Geschichte

Der Ausbau der Bayer. Landesfestung Ingolstadt, von deren Außenwerken als einziges noch das Fort Prinz Karl erhalten ist, erfolgte in mehreren Etappen. Vor der mittelalterlichen Stadtmauer ließ Herzog Wilhelm IV. ab 1539 durch Graf Solms von Münzenberg Wall, Wassergraben sowie elf starke Basteien nach der Befestigungslehre Albrecht Dürers errichten. Im Dreißigjährigen Krieg konnten die Schweden unter König Gustav Adolf 1632 diese Festung mit einem Angriff gegen den Brückenkopf nicht bezwingen. Von 1654 – 1679 wurden vor dem Hauptgraben weitere Bastionen erbaut. Diese Festigungsbastionen ließ Napoleon Bonaparte nach der kampflosen Übergabe in den Jahren 1800/01 schleifen. Dann wurde auch noch die Universität im Jahre 1802 nach München verlegt. Der generelle Niedergang der Stadt in den Folgejahren wurde erst wieder gestoppt, als König Ludwig I. den Aufbau einer bayerischen Landesfestung Ingolstadt entscheidet. Ab 1828 entstand eine neue Festung als gesicherte Sammel- und Lagerstätte für die bayerische Armee vor zukünftigen Feldzügen sowie ein geschütztes Lager für die Regeneration nach „unglücklich verlaufenen Feldzügen“; bis gegen 1850 wurden die Hauptumwallung, die sogenannten Cavaliere sowie das Werk am Brückenkopf jenseits der Donau vollendet.

Mit dem Ausbruch des „Deutschen Einigungskrieges“ im Jahre 1866 zwischen Preußen und dem Deutschen Bund – der durch Bayern und Österreich verteidigt wurde – legte man sternartig in etwa 4 km Entfernung um die Festung Ingolstadt Außenwerke an. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 wurde klar, dass die inzwischen in und um Ingolstadt entstandenen Befestigungen nicht mehr ausreichten, um die Stadt sowie die beiden Bahnhöfe vor moderner, weit reichender Artillerie zu schützen. Schließlich errichtete man in rund 10 km Entfernung einen weiteren Gürtel mit insgesamt 15 Forts und Zwischenwerken. Zu diesen Außenforts gehört auch das Fort Prinz Karl (Fort VI), das 7 km östlich der Hauptfestung von 1877 – 1881 als so genanntes Biehlersches Einheits- und Normalfort erbaut und 1895 nach dem Feldmarschall Prinz Karl von Bayern* benannt wurde. Als Baumeister wird Georg Storch genannt.

* zu dessen 100. Geburtstag – Karl Theodor Maximilian August Prinz von Bayern kam am 7. Juli 1795 in Mannheim als jüngerer Sohn des bayerischen Königs Max I. Joseph zur Welt und erhielt im Hinblick auf die ihm vorbestimmte Laufbahn eine rein militärische Erziehung.

zum Bauwerk

Das Fort, als Bestandteil des äußersten der drei Festungsgürtel rund um Ingolstadt, erstreckt sich von Nord nach Süd über 300 m sowie von Ost nach West über 180 m.

Da das Fort von der Feindseite möglichst nicht sichtbar und gegen direkten Beschuss geschützt sein sollte, mussten weite Teile des Forts in das Dolomitgestein auf der Kuppe des Großen Weinbergs gesprengt werden.

Das Fort – Befestigung und unterirdische Kaserne zugleich – besteht aus Backsteinmauerwerk, das eine starke Beton- und Erdbedeckung trägt, und ist durch einen umlaufenden Graben gesichert.

Das Fort wurde ursprünglich für eine Besatzung von 600 Mann mit trockenem Graben und 22 Wallgeschützen gebaut.

Die charakteristische fünfeckige Form erklärt sich aus seiner Funktion: Im Innern des Forts waren hinter einem hohen Erdwall die Geschütze aufgestellt.
Da das Fort Teil eines ringförmigen Systems war, hat der nach außen gerichtete Hauptwall einen leichten Knick in der Mitte.
Die dem Feind abgewandte Rückseite bildet ein großes, zweigeschossiges Gebäude, die sogenannte Kehlkaserne, in der die Besatzung des Forts untergebracht war. Neben der Kehlkaserne existierte eine weitere Kaserne in der Spitze des Forts, die jedoch nur im Kriegsfall belegt werden sollte.
Die ganze Anlage ist von einem ca. 7 m breiten trockenen Graben umgeben, der etwa 5 m tief in den Boden einschneidet und von hohen Mauern begrenzt wird.
Der Graben wird zusätzlich verteidigt durch sogenannte Grabenkoffer (Kaponnieren). Diese sind Festungsgewölbe (Kasematten), aus denen über Schießscharten parallel zur Grabenachse gefeuert werden kann. Die Kaponnieren befinden sich jeweils an den Ecken des Grundrisses, also an den Knickstellen des Hauptwalls.
An der Spitze des Forts befindet sich in der Eskarpemauer (der festungsseitigen Grabenmauer) eine Saillantkaponniere, von der aus der Graben in beiden Richtungen der Länge nach mit je zwei Geschützen vom Kaliber 9 cm bestrichen werden konnte. Die beiden Gräben an der linken und rechten Flanke konnten durch je eine Schulterkaponniere bestrichen werden. Diese verfügten im oberen Stockwerk ebenfalls über je zwei Geschütze und im unteren über Schießscharten für die Infanterie.
Das Fort war zunächst als reines Artilleriefort konzipiert, in dem die Infanterie nur eine untergeordnete Rolle spielte. Die Bewaffnung bestand ursprünglich aus den bereits erwähnten 8 Geschützen in Kasematten zur Nahverteidigung sowie über 22 Geschütze, die oberirdisch zwischen Traversen aufgestellt waren.
Das Fort verfügte auch über einen eigenen Brunnen mit einem genieteten Trinkwasserspeicher. Zu sehen waren neben den Funktionsräumen des Forts auch ein riesiger Backofen und die vom Dienstgrad abhängigen unterschiedlichen Toilettenanlagen.
Entlang der Verbindungsstraßen in der Umgebung des Forts wurden Pappeln gepflanzt, um im Kriegsfall die Bewegungen eigener Truppen vor feindlichen Spähern zu verbergen.

Das Fort Prinz Karl wurde dann im Zuge der Verstärkungsarbeiten, da es nicht mehr dem neuesten Stand der Wehrtechnik entsprach, an den Außenforts zwischen 1889 und 1892 ertüchtigt. Dabei wurden die innere Anschlussbatterie und die rechte äußere Batterie errichtet. 1895/96 erfolgte ein weiterer Umbau – eine linke äußere Anschlussbatterie war aus topographischen Gründen (Hanglage) nicht möglich.

zur späteren Nutzung:

Im 1. Weltkrieg diente das Fort der Unterbringung von Kriegsgefangenen (es war mit bis zu 1131 Franzosen belegt), ab 1921 als „Ausländer-Sammellager“.
Von 1937-1945 wurde das Fort von der Wehrmacht als Munitionslager genutzt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden alle Forts mit Ausnahme des Forts Prinz Karl (vermutlich wegen der Nähe zum Ortsteil Katharinenberg) durch amerikanische Truppen gesprengt, obwohl sie militärisch bereits veraltet waren. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Fort Prinz Karl als Waffenlager der Alliierten benutzt; bis 1973 diente es der Bundeswehr als Munitionsdepot.
Das Fort Prinz Karl stellt eine in der Festungsbaukunst der Militärgeschichte einzigartige Anlage dar und steht heute unter Denkmalschutz.
Es wird nur noch partiell genutzt (vereinzelt wird Fundmunition und Sprengstoff entsorgt bzw. delaboriert) und ist zum Teil sanierungsbedürftig. Seit 1999 wurde das unter Denkmalschutz stehende Fort in mehreren Abschnitten teilweise saniert, um zumindest die gröbsten Schäden (vor allem durch Feuchtigkeit) zu beseitigen und die weitere Zerstörung von originaler Bausubstanz zu verhindern.

Nach der Besichtigung des Fort Prinz Karl fanden sich noch 23 Personen zu einer Kaffeepause bis ca. 18:00 Uhr im Gasthaus Scheringer in Katharinenberg ein. Einige traten erst später die Rückfahrt an, sie stärkten sich noch zusätzlich bei einer Brotzeit.

Die Informationen zur Geschichte, zum Bauwerk und zur Nutzung des Forts wurden der Homepage der Gemeinde Großmehring entnommen.