„Als der Kirchturm ins Kirchenschiff stürzte“

Zeitreise mit Bildern in das vorige Jahrhundert (Dia-Vortrag Eitensheim früher)

Mit einem so großen Besucherandrang hat der Eitensheimer Heimatverein als Veranstalter eines Diavortrags zum Thema „Eitensheim – früher“ nicht gerechnet. Da der Saal des Sportheims den fast 100 Gästen nicht genügend Platz bot, mussten einige mit dem Gastraum vorlieb nehmen. Referent Andreas Knörr lag mit seinem Rezept: „Man nimmt längst vergangene Ereignisse und lässt diese an Hand von Bildern wieder neu aufleben“ – goldrichtig.

Der Referent erwähnte, dass er als Lehrer zwar auch in Klassen mit über 50 Schülern unterrichtete, aber eine so große Ansammlung für ihn auch etwas Besonderes sei. Freudig überrascht war er auch über das altersmäßig gemischte Publikum. Seine Befürchtung, mit dem Vortrag nur die ältere Generation anzusprechen, war somit unbegründet. Sogar ehemalige Eitensheimer aus den benachbarten Orten ließen sich die Veranstaltung nicht entgehen.

Andreas Knörr, der ehemalige Rektor der Eitensheimer Schule, hat die Geschichte des Ortes und seiner Bürger seit mehr als 50 Jahren verfolgt und in zahlreichen Bildern dokumentiert. Aus diesem umfangreichen Fundus hat er einen kleinen Ausschnitt nach der Devise gewählt, „es soll zumindest ein Bild für jeden Anwesenden dabei sein, wo er sich angesprochen fühlt“. Der fast zweistündige Vortrag war in zwei Themenbereiche gegliedert: Der erste Teil umfasste die Kirchengeschichte, der zweite Block das gesellschaftliche Leben im Ort.

Der Referent begann den kirchlichen Teil mit Bildern zur St. Salvator-Kapelle. Diese zeigten die Sage des Hostienfundes und der danach einsetzenden Wallfahrten auf. Schwerpunkt seiner Bilddokumentation war jedoch die Pfarrkirche. Zu sehen war von der ehemaligen, bis 1959 stehenden Kirche nicht nur das markante, äußere Erscheinungsbild, sondern auch die prachtvolle Innenausstattung mit Altären, Kanzel, mehrstöckiger Empore, bunten Fenstern und Figuren. Eine an den Beichtstuhl angebrachte Tafel mit dem Spruch „Es ist untersagt, auf den Boden zu spucken“ zeugte von einer damaligen Unsitte.

Nachdem die 1859 erbaute Kirche zu klein geworden war, wurde nach 100 Jahren die Bausubstanz wesentlich verändert. Über diese zweijährige Bauphase führte Andreas Knörr viele Bilder vor. Vor allem die älteren Gäste verfolgten gespannt diese Darstellung, waren sie zum Teil doch selbst als fleißige Helfer auf den fast 50 Jahre alten Bildern zu erkennen. Die mit bis zu 40 Zentimeter dicken Baumstämmen gefertigten Holzbaugerüste waren dabei besonders beindruckend. Das Aufstellen solch hoher, massiver Holzgerüste mit verschachtelten Holzteilen erscheint aus heutiger Sicht unvorstellbar.

Auch die Schadensereignisse während des Kirchenbaues hat Knörr in Bildern festgehalten: Beim Einsturz einer hohen Mauer traf ein riesiger Steinbrocken den in der Nähe stehenden Kinderwagen des Lehrerehepaares. Das darin befindliche Kind blieb jedoch unverletzt. „Das erscheint auch heute noch als ein Wunder“ sagte Knörr. Der Kirchturmbrand am 8. Dezember 1959 verursachte großen Schaden. Während der Rohbauphase des Kirchenbaus war ein Feuer im benachbarten landwirtschaftlichen Anwesen ausgebrochen, und ein Funken entzündete den 100-jährigen Kirchturm. Dieser neigte sich und stürzte in das Kirchenschiff. Feuerwehren aus der ganzen Region waren zum Löschen des Brandes im Einsatz. Mit Bildern von der Einweihung der Kirche im Jahre 1961 durch Bischof Josef Schröffer beendete der Referent den ersten Teil.

Dann brachte der Referent die Vereinsjubiläen mit den Festumzügen und einige Tanzveranstaltungen bei vielen Besuchern wieder in Erinnerung. Während die früheren Schützenkönige fast allen bekannt waren, bereitete das Erkennen der Personen, vor allem der Kinder, auf den älteren Bildern schon größere Probleme. Sogar Bilder aus dem Jahre 1949 vom ersten Festumzug waren zu sehen. Ebenso konnte die Dorfjugend der 60er Jahre beim Eishockeyspiel auf dem längst verschwundenen Dorfweiher – der „Delacher“ – beobachtet werden. Zum Abschluss zeigte Andreas Knörr an Hand von „Luftbild-Aufnahmen“ die gravierenden Veränderungen des Ortsbildes auf.