Eine Sonderausstellung im Heimatmuseum Eitensheim begeistert die Besucher
Auf großes Interesse stieß die Sonderausstellung „150 Jahre Postgeschichte und alte Postkarten von Eitensheim“ am vergangenen Sonntag. Neben der ersten Postkarte des Ortes zogen auch die Schicksale der Versender die Besucher in ihren Bann.
Bürgermeister Michael Stampfer zeigte sich bei der Eröffnung erfreut, dass sich drei Eitensheimer zusammengefunden haben, um gemeinsam diese Ausstellung aufzubauen und den Bürgern im Heimatmuseum zu präsentieren. Er meinte: „Auf die Ausstellung kann man stolz sein, sie trägt mit dazu bei, dass das Museum mit Leben erfüllt wird.“
Bereits zu Beginn der eintägigen Ausstellung am Tag des offenen Denkmals konnte der Vorsitzende des Heimatvereins Eitensheim, Willi Schneider, zahlreiche Besucher begrüßen. Sein besonderer Gruß galt neben dem Bürgermeister Michael Stampfer dem Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl sowie den anwesenden Gemeinderäten und Walburga Schmid, Gattin des verstorbenen Gründers des Heimatvereins.
Vorsitzender Willi Schneider gab bekannt, dass es ihm gelungen sei, die Privatsammlungen von drei Mitgliedern des Heimatvereins zu öffnen. So haben die drei Aussteller Alfred Hönig, Anton Baumann und Werner Mogl ihre Sammelstücke zu einer gemeinsamen Ausstellung vereint und in sieben Vitrinen präsentiert. Ergänzt wurde die Ausstellung noch durch einige zusätzliche Exponate zur Postgeschichte, die Siegfried Herker aus Ingolstadt beisteuerte.
Während der fünfstündigen Öffnungszeit fanden sich etwa 150 Besucher im Heimatmuseum ein, um mehr über die Postgeschichte von Eitensheim zu erfahren. Bewundert werden konnten vor allem alte Ansichtskarten mit Motiven des Ortes beziehungsweise Postkarten, die von Eitensheim aus versandt wurden. Die Vielzahl von Ansichtskarten umfasste neben der ersten Ansichtskarte des Ortes von 1899 auch die letzte aufgelegte Ansichtskarte von 1974. Die Motive gaben einen interessanten Überblick über Alt-Eitensheim, wie es heute meist nicht mehr anzutreffen ist.
Auf den ausgestellten Ansichtskarten waren unter anderem abgebildet: die Dorfansicht, Hauptstraße, alte und neue Pfarrkirche St. Andreas, Sebastian-Kapelle, Salvator-Kapelle, alter Pfarrhof, Kriegerdenkmal, alte Schule (heutiges Rathaus) sowie zahlreiche ehemalige Gasthäuser und Gemischtwarengeschäfte. Zum Beispiel: Brauerei Rupp, Gastwirtschaft Heinrich (heute Binderwirt), Gasthaus Willibald Karmann, Bahnhof und Rupp´sche Bahnhofsgasthaus Mathias Jörg (heute Diepold) und Kolonialwarengeschäfte wie die Handlung Kaspar Funk (heute Schielle), Handlung Josef Obermeier (heute Bäckerei Wünsche), Lebensmittelgeschäft Karl Kubisch, Gemischtwarengeschäft Obermeier, Gemischtwarengeschäft Johann Weber (heute Josef Gößl).
Besondere Aufmerksamkeit erhielt eine Postkarte von 1946 eines Heimatvertriebenen aus dem Flüchtlingslager in der Eitensheimer Schule, der auf der Suche nach Kontakt zu einem Bekannten war. Diese Karte gibt Zeugnis von den Bemühungen der Familienzusammenführung nach dem Zweiten Weltkrieg und der damals vorherrschenden Notlage. Auch Karten aus der Zeit während des Ersten Weltkrieges waren zu finden. Viele der Ansichtskarten tragen einen Feldpoststempel, da während des Ersten Weltkrieges ein Infanterie-Rekruten-Depot im Ort angesiedelt war und die Soldaten Grüße samt Fotos zum Heimatort ihrer Angehörigen sandten.
Großes Interesse zeigte auch der Bundesabgeordnete Reinhard Brandl an der Postgeschichte Eitensheims, da diese bereits seit 101 Jahren eine Verbindung zu seinen Vorfahren aufweist. So hat die Familie Brandl seit 1903 über mehrere Generationen bis 2004 die Eitensheimer Poststelle in ihren Räumen beherbergt. Sein Urgroßvater Erhard wurde 1903 zum Postagent in Eitensheim bestellt, seine Urgroßmutter Karolina wurde als Beihilfe verpflichtet. 1934 nahm seine Großmutter Anny ihren Postdienst hier auf und auch Großvater Erhard war nach einer Unterbrechung von 1952 bis 1962 als Posthalter im Einsatz.
Die Postgeschichte in Eitensheim reicht jedoch weiter zurück und kann bereits auf 150 Jahre zurückblicken. Schon 1861 wurde im Ort eine Poststation eröffnet, das erste Postamt im Umfeld von Ingolstadt. Die umliegenden Orte wie Gaimersheim, Etting oder Böhmfeld mussten hier ihre Briefbeförderung aufgeben. Private Briefe waren zu dieser Zeit sehr selten, so dass sich der meiste Briefverkehr auf Behördenbriefe oder Briefe von Pfarrämtern belief.
Zwischen 1870 und 1896 wurde die Postagentur in Eitensheim aufgehoben. 1898 wurde Eitensheim an das Ingolstädter Telefonnetz angeschlossen und 1915 ein Militärpaketdepot eingerichtet. Nach dem Anschluss des Ortes an den Selbstwählverkehr 1954 kam das Aus des Handvermittlungsdienstes der Poststelle.