Vereinsausflug nach Greding

zum Archäologie Museum

Der Vereinsausflug des Heimatvereins unter dem Motto „Museumsbesuch in der Region“ führte am „Internationalen Museumstag“ zum Archäologie Museum nach Greding. Das Museum gibt interessante Einblicke in die Lebenswelt der in Großhöbing ansässigen Bajuwaren.

Obwohl am selben Tag noch zwei weitere örtliche Veranstaltungen zur Auswahl standen, war das Interesse am Vereinsausflug abermals groß. Um 13:10 Uhr machten sich 18 Personen mit dem KFZ vom Kirchplatz aus auf den Weg. Ab 14 Uhr startete die 1 ¼-stündige, fachkundige Führung.

Zum Museum:
Das im Zentrum gelegene Museum befindet sich am Marktplatz 8 in einer ehemaligen, im 16. Jhd. errichteten Gastwirtschaft mit Brauerei. Seit 1992 wird das auffällige Gebäude mit seinem Treppengiebel als Museum genutzt. Erst im April wurden im 1. Obergeschoss weitere Museumsräume eröffnet. Der lichtdurchflutete Innenhof des Museums wird von einem Glasdach überspannt. Hierin befindet sich das Fürstengrab mit dem Modell des rekonstruierten Doppelgrabes der fünf Krieger, die gewaltsam zu Tode kamen und auf so außergewöhnliche Weise gemeinsam bestattet wurden.

Das Museum gibt Zeugnis von den ausgewählten Objekten, die bei Grabungsarbeiten für eine Wasserleitung und bei den archäologischen Grabungen im Rahmen der ICE-Trasse Nürnberg – Ingolstadt sowie des Ausbaues (Verbreiterung) der Autobahn in den Jahren 1996 bis 2006 in der Nähe des Gredinger Gemeindeteils Großhöbing zutage gefördert wurden. Bis zum Jahr 1999 haben die Archäologen 280 Gräber von insgesamt geschätzt 1000 Gräbern aus der Zeit ca. 600 bis ca. 700 nach Christus freigelegt. Während dieser 100 Jahre wurden etwa 1000 Menschen in dem Reihengräberfeld bestattet.
Der kalkgesättigte Sandboden weist sehr gute Konservierungseigenschaften auf. So konnten Knochen und Metall in sehr gutem Zustand gefunden werden. Die Mitgabe von Speisen ist ein Beleg dafür, dass die damaligen Menschen noch nach heidnischen Riten beerdigt wurden. Die Christianisierung setzte erst im 8. Jhd. ein.

Im Mittelpunkt steht jedoch die rekonstruierte Grablegung von fünf bewaffneten, in jungen Jahren verstorbenen Kriegern aus der Zeit zwischen 600 und 625 n. Chr. – ein Fürstengrab, das im Jahre 1996 bei Großhöbing freigelegt wurde und als einzigartig in Europa betrachtet werden kann. Es ist die Ruhestätte eines adeligen Herren und seiner vier engsten Begleiter. Bemerkenswert ist die besondere Lage der Skelette. So wurden ihre Arme gegenseitig untergehakt und die Hände ineinander gelegt. Ein Indiz dafür, dass die fünf Toten in einer besonderen Beziehung zueinander gestanden hatten. In den beiden nebeneinander liegenden Gräbern aus Eichenholz wurden außer dem Fürsten noch zwei seiner Brüder und zwei Cousins beigesetzt.

Die Ausstellung versucht auf die Fragen der besonderen Beziehung der fünf Krieger zueinander, des Geheimnisses des Fürstengrabes und zum spannendsten, ungeklärten Mordfall des Frühmittelalters eine Antwort zu geben.
Der Film „Blutrache oder Meuchelmord ? Das Rätsel des Fürstengrabs.“ zeigt die Möglichkeit eines Überfalls auf die fünf Krieger auf. Dabei wurden die fünf Krieger getötet und ausgeraubt. Die Lage der Skelette, der Grabbeigaben (es fehlten die üblichen Gürtel) und der vielen Verletzungen weisen darauf hin. Die Getöteten wurden nach Hause gebracht, eingekleidet und bestattet. Dabei wurde der Fürst mit einer Spatha (zweischneidiges Schwert) und seine vier Begleiter mit einer Sax (einschneidiges Hiebschwert) als Grabbeigabe ausgestattet.

Bei der Untersuchung des Skeletts des adeligen Herren wurde festgestellt: zum Zeitpunkt seines Todes war er zwischen 22 und 25 Jahre alt und etwa 175 cm groß. Und schon seit seiner frühesten Jugend litt der Mann an einer sehr schmerzhaften Verformung der Wirbelsäule, Zahnfleischentzündungen und an Arthrose. Ein tödlicher Schwerthieb traf den Fürsten von hinten auf den Kopf. Der Schädel weist noch weitere Schwerthiebe auf.
Der mit einer blauen Tunika (mit Goldbrokatborte besetzt) bekleidete, junge Mann war reich ausgestattet: Neben seinem Hiebschwert (Spatha), um den ein Schwertgurt mit Bronzenieten gewickelt war, besaß er ein Eisenmesser. Weiter besaß er eine Bronzefibel und eine Bronzemünze – römische Relikte, die zum Zeitpunkt seines Todes bereits mehrere hundert Jahre alt waren.
Für ein lebensnahes Modell des Mannes („Höbi“ aus der Merowingerzeit) wurde an Hand des gut erhaltenen Schädels eine Gesichtsrekonstruktion vorgenommen.

Weiter präsentiert das Museum noch die Funde eines Grabes einer Fürstin; einer etwa im Alter von 30 Jahren zwischen 675 und 700 n. Chr. verstorbenen jungen Frau mit zahlreichen Grabbeigaben: Gürtelgehänge, Eisenstabkette, Halskette, Dreilagenkamm, Bommelohrringe, Armringe und Glasperlen. Die Fürstin ist ebenfalls als lebensnahes Modell mit wertvollem, feinplissiertem Leinengewand ausgestellt.

Für nächstes Jahr plant das Museum die Präsentation von Exponaten aus der Steinzeit bis ins frühe Mittelalter.

Nach der Museumsführung stand für alle Teilnehmer ein Friedhofsbesuch ans Grab des im Jahre 1995 verstorbenen Pfarrers Herrn Ludwig Vögele (Pfarrer in Eitensheim von 1991 bis 1995) an. Danach fanden sich noch alle Teilnehmer zu einer gemütlichen Einkehr in einem Cafe bei Kaffee und Kuchen ein. Gegen 16:45 Uhr machten sich wieder alle gemeinsam auf den Heimweg.