„SAGEN UND LEGENDEN UEBER EITENSHEIM“

öffentlicher Vortrag

Edmund Koch und Willi Schneider referierten im Schützenheim über „Sagen und Legenden aus Eitensheim und Umgebung“. Zu Beginn erläuterten die beiden Referenten den Unterschied zwischen Sagen und Legenden sowie Märchen.

Eine Sage ist, der Legende und dem Märchen ähnlich, eine zunächst auf mündlicher Überlieferung basierende, kurze Erzählung von fantastischen, die Wirklichkeit übersteigenden Ereignissen. Im Laufe der Zeit veränderten sich manchmal die Inhalte durch Hinzufügen oder Weglassen. Da diese mit realen Begebenheiten, Personen- und Ortsangaben verbunden werden, entsteht der Eindruck eines Wahrheitsberichts. Die ursprünglichen Verfasser sind in der Regel unbekannt. Es wird zwischen Göttersagen, Heldensagen und Volkssagen unterschieden.

Eine Legende ist eine mit dem Märchen und der Sage verwandte literarische Gattung, in der historische Ereignisse durch spätere Hinzufügungen überhöht oder verfälscht wurden. Legenden haben meist wie Sagen einen wahren Kern, der fantastisch ausgeschmückt wird, aber reale Personen und exakte Orts- und Zeitangaben beinhalten. Bereits in der Antike entstanden Erzählungen über Personen, die als überragende religiöse Persönlichkeiten und Heilige wahrgenommen wurden (z.B. Märtyrer- und Heiligenlegenden).

Märchen (Mär) sind Prosatexte, die von wundersamen Begebenheiten erzählen. Märchen sind eine bedeutsame und sehr alte Textgattung in der mündlichen Überlieferung und treten in allen Kulturkreisen auf. Im Unterschied zur Sage und Legende sind Märchen frei erfunden und ihre Handlung ist weder zeitlich noch örtlich exakt festgelegt. Charakteristisch für Märchen ist unter anderem das Erscheinen phantastischer Elemente in Form von sprechenden und wie Menschen handelnden Tieren, von Zaubereien mit Hilfe von Hexen oder Zauberern, von Riesen und Zwergen, Geistern und Fabeltieren.

Die Referenten stellten folgende Sagen bzw. Legenden vor:

  • Die rätselhaften Drei Kreuze
  • Hostien-Legende bei der St. Salvator-Kapelle
  • Ochserer Hans – ein Schamane, Wunderheiler oder Scharlatan?
  • Was sagen uns die Ortsbezeichnungen Biwert und Backofen
  • Erzählungen aus der Umgebung (Etting, Lenting, Pettenhofen)

„Die rätselhaften Drei Kreuze“

Im Jahr 1602 wurden die markanten Drei Kreuze an der B13 vom Generalvikar Vitus Priefer erstmals schriftlich erwähnt. Dabei hat der Generalvikar auch auf eine, bis auf einige Spuren bereits damals nicht mehr existierende Pankratius-Kapelle hingewiesen, die in der Nähe der Drei Kreuze stand. Die Drei Kreuze tragen die Inschrift: „Einer ist euer Meister – Christus – Ihr alle aber sein Brüder“. Die Drei Kreuze wurden am 29.07.2005 vom Heimat-, Krieger- und Soldatenverein Tauberfeld und dem Heimatverein Eitensheim neu aufgestellt und am 18.09.2005 gesegnet. Wer die drei Holzkreuze errichten ließ, wann dies erfolgte und was der Anlass dafür war, bleibt wahrscheinlich für immer ein Rätsel. Zum Anlass der Errichtung der Drei Kreuze kursieren die unterschiedlichsten Erzählungen, einige davon wurden vorgestellt.

Östlich des sagenumwobenen Flurdenkmals Drei Kreuze befindet sich auch der obeliskartige historische Grenzstein Nr. 184 vom Jahr 1818, der in der nachnapoleonischen Zeit die Grenze zwischen dem Herzogtum Bayern und dem Fürstentum Eichstätt markierte. Bis 1972 gehörte der Grenzstein Nr. 184 zum Grenzverlauf zwischen den Landkreisen Eichstätt und Ingolstadt bzw. den Regierungsbezirken Oberbayern und Mittelfranken.

„Hostien-Legende bei der St. Salvator-Kapelle“

Die St. Salvator-Kapelle wurde 1589 als Sühneopfer für einen Hostienfrevel im frühbarocken Baustil erbaut und 1590 geweiht. Ein Kirchengesetz der damaligen Zeit besagte, dass neben der Strafe für den Frevler auch an der Stelle des Hostienfrevels eine Kapelle bzw. Kirche erbaut werden muss. Wenige Jahre später begann eine rege Wallfahrt, in der am Patrozinium, am Dreifaltigkeitssonntag und am Festtag des Hl. Laurentius (zweites Patrozinium des Kirchleins) Bittgänge und Prozessionen aus fast allen umliegenden Dörfern kamen. Erst im Jahre 1858 wurde der Friedhof vom Kirchhof der Pfarrkirche St. Andreas dorthin verlegt.

Was trug sich vor mehr als 400 Jahren zu? Die drei überlieferten Legenden zum Bau der Kapelle wurden aufgezeigt.

„Ochser Hans – ein Schamane, Wunderheiler oder Scharlatan?“

Ochserer Hans, wie er genannt wurde, ist als Johann Forster in Roth geboren und hat von 1918 bis 1936 auf dem Anwesen der Brauerei Rupp in Eitensheim gelebt und gearbeitet. Von Beruf war er Schweizer und kümmerte sich um die Pferde und Ochsen. Die damalige Zeit war geprägt vom 1. Weltkrieg, der Inflation in 1923, der Weltwirtschaftskrise in 1929 und dem Aufstreben der Nazis.

Der Ochserer Hans, von schmächtiger Figur, der bei seinen Tieren im Stall schlief, verfügte über das 7. Buch Moses („Satans-Bräuche“), das jedoch niemand zu Gesicht bekam. Das 7. Buch Moses, das von der Katholischen Kirche verboten wurde, ist ein Buch mit Zaubersprüchen, das im Mittelalter mit hebräischen Schriften aus dem 4. Jahrhundert vor Christus erstellt wurde. Es soll dem Besitzer magische Kräfte verleihen. In dem Buch werden Anweisungen gegeben, wie der Mensch mit dem Teufel in Verbindung kommen kann. Das Buch enthält Formeln und Zaubersprüche über Rachezauber, Krankheitszauber, Todeszauber, Fruchtbarkeitszauber, Liebeszauber und magische Abwehr sowie fragwürdige Hausmittel und vieles mehr. Es heißt der Besitzer ist nach dem Lesen der besondere Schutz des Satans verheißen.

Zu dieser Zeit war der Glaube an übernatürliche und dunkle Mächte verbreitet. Dem Ochserer Hans, der in der ganzen Umgebung bekannt war, sagte man nach, er verstehe sich mit den Hexen, und kann manche Schandtaten, die in Eitensheim und Umgebung passierten, aufklären. Er wurde bei Krankheit, Diebstahl und alles was die Menschen bedrückt hat, um Rat und Hilfe gefragt.

Über das sagenhafte Wirken vom Ochserer Hans hat auch Emmi Böck (Lehrerin aus Ingolstadt), in ihrem 1995 erschienenen Buch „Sagen und Legenden aus Ingolstadt“ berichtet.

„Was sagen uns die Ortsbezeichnungen Biwert und Backofen“

Westlich des Dorfes in Richtung Tauberfeld, in der Flur Biburgerfeld, liegt auf einer kleinen Anhöhe die „Biwert“, auch bekannt als „Ranch“ und jetzt als Stall und Gehege für Schafe und andere Kleintiere genutzt. Die verschiedenen, historisch bestätigten Geschichten wurden aufgezeigt.

Im „Tauberfelder Grund“, bei der Abzweigung von der B13 zur Straße nach Pfünz, rechts an der gemeindlichen Holzwiese, fast oben am Scheitelpunkt, befinden sich im steinigen Abhang einige Felsformationen mit kleinen Höhlen und Ausbuchtungen. Die Höhlen, deren größere „Backofen“ genannt wird, werden als steinzeitliche Wohnhöhle, als Versteck für Räuber und Diebe oder als Beobachtungsposten im Mittelalter gedeutet. Richtig nachgewiesen sind nur einige steinzeitliche Funde.

Drei Erzählungen aus der Umgebung

Etting: „Die drei Elenden Heiligen“

Während einer Christenverfolgung in England verlies der adlige Kaufmann Archus mit seinen Söhnen Herenneus und Quartanus die Heimat. Auf ihrer Wanderung gen Ingolstadt bot im Harder Wald ein Felsen Schutz und Labung durch eine Quelle, die später als Osterbrunnen zu einem Heilwasser wurde. Die drei Höhlen, die ihnen als Unterschlupf dienten, kann man heute noch unter der Ettinger Kirche besichtigen. Die drei kümmerten sich um verfolgte Christen und sind in der Kirche bestattet.

Lenting: „Heilwasser vom Osterbrunnen“

Die Pferde eines Lentinger Bauern hatten Kehlsucht. Der Bauer schickte einen Knecht mit einem Fass nach Etting, um Heilwasser zu holen und gab ihm Opfergeld mit. Der Knecht füllte das Fass mit Heilwasser, vertrank das Geld im Wirtshaus und kam zurück in den Stall. Der Bauer wollte die Pferde tränken, aber das Fass war leer. So schickte er den Knecht nochmals nach Etting, der diesmal das mitgegebene Geld andächtig opferte und mit einem vollen Fass zurückkam. Die Pferde wurden gesund und der Knecht beichtete dem Bauern seine Tat.

Pettenhofen: „Die wundertätige Madonna“

Als 1632 während des Dreißigjährigen Krieges die Schweden plündernd durch die Lande zogen, verwüsteten sie auch das kleine Dorf Pettenhofen. In der Kirche zerstörten sie die beiden Seitenaltäre, aber am Hauptaltar mit der spätgotischen Madonna verzweifelten sie. Die Statue war nicht zu bewegen und schützte damit den Hochaltar. Eine weitere Legende erzählt von dem bayrischen Soldaten Jakobus Funck aus Pettenhofen, der von den Schweden gefangen genommen und gefoltert wurde und nur durch seinen Glauben und seine Gebete an die wundertätige Pettenhofener Madonna überlebte und heil nach Hause kam.