Damit das Leid nicht in Vergessenheit gerät

Sonderausstellung im Eitensheimer Heimatmuseum zeigte das Schicksal der Heimatvertriebenen

Gute Einblicke in die Nachkriegszeit vor 60 Jahren erhielten Besucher bei der Sonderausstellung „Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Gefangene“ im Eitensheimer Heimatmuseum. Dazu hatte der Heimatverein geladen.

„Vielen ist das Ausmaß der damals vorherrschenden Not nicht bekannt“, hat Andreas Hirsch festgestellt. Deshalb hat der Eitensheimer für eine Ausstellung Nachforschungen über Heimatvertriebene mit dem Fokus auf Eitensheim betrieben. Unterstützung erhielt der Museumsleiter bei seinen Recherchen im Gemeindearchiv von der Kommune, aber auch von Herbert Bode sowie der Familie Schwarz.

Viele Bilder, Pläne, Dokumente, Listen und Situationsberichte zeigten bei der Ausstellung die Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals galt es 616 Heimatvertriebene in Eitensheim, das nur 998 Einwohner zählte, aufzunehmen. Bis 1948 kamen 412 Heimatvertriebene aus der ehemaligen Tschechoslowakei, 74 aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten (Schlesien, Pommern), 98 aus Ungarn, 17 aus Jugoslawien und sieben aus Rumänien. Weiter kehrten 35 aus der Kriegsgefangenschaft entlassene Soldaten heim.

Die Schau gab einen allgemeinen Überblick zur Lage der Heimatvertriebenen. Besonders wurden die Verhältnisse in der Gemeinde Eitensheim, die für viele Heimatvertriebene zur neuen Heimat werden sollte, geschildert. Eine Karte zeigte die Herkunftsorte der Heimatvertriebenen und ein Ortsplan die Häuser der Einquartierungen. So waren im Kanzlerhof bis zu 50 Frauen, Männer und Kinder untergebracht. In den letzen Kriegstagen und während der „Flüchtlingswelle“ verfasste Berichte und Tagebücher schilderten die erschütternden Ereignisse der damaligen Zeit.

„Die im Ort sich eingebürgerte Bezeichnung Flüchtlinge ist grundsätzlich falsch – korrekt ist der Begriff Heimatvertriebene“, teilte Andreas Hirsch bei der Eröffnung der Ausstellung mit. Der für Deutschland verlorene Zweite Weltkrieg veranlasste die Siegermächte laut Hirsch zu „Repressalien gegenüber der Deutschen Bevölkerung in verschiedenen Ländern. Als Folge mussten innerhalb weniger Stunden die Menschen nur mit ihrer Kleidung und mit bis zu 50 kg Handgepäck Haus und Hof oder ihre Wohnung verlassen“. Die Menschen hatten nicht nur ihr Eigentum und damit ihre Lebensgrundlage verloren, sondern mit der aufzugebenden Heimat auch ihren angestammten Lebensraum.

„In Viehwaggons eingepfercht, fuhren sie oft tagelang einem unbekannten Ziel entgegen“, berichtete der Museumsleiter weiter. In Eitensheim angekommen, seien die Heimatvertriebenen vom Flüchtlingskommissar zusammen mit dem Bürgermeister in alle nur irgendwie verfügbaren Behausungen, Kammern und Unterkünften zwangseingewiesen worden. „Durch die Zwangseinquartierungen lebten mehrere Familien zusammengepfercht auf engstem Raum. Die Versorgung mit lebensnotwendigen Dingen funktionierte nur sehr mangelhaft“, so Hirsch. Hinzu kam nach seinen Worten noch im Winter 1946/1947 der seit Jahrzehnten längste und strengste Winter. Dabei sei das Brennmaterial rationiert gewesen. Obwohl an der Eitensheimer Schule die Lehrkräfte und das Lehrmaterial fehlten, mussten plötzlich 92 Kinder zusätzlich unterrichtet werden.

Vor über 60 Jahren kam für viele Millionen Menschen durch die kriegerischen Vertreibungen, Verfolgungen und Deportationen unsägliches Leid. „Die Ausstellung möchte nicht richten, sondern berichten und all das persönliche Leid und Elend der Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und Kriegsgefangenen, die in den Ort kamen, zeigen, damit es nicht in Vergessenheit gerät“, sagte Andreas Hirsch und fügte an: „Auch heute noch fliehen in den Krisengebieten der Welt jeden Tag Tausende von Menschen aus ihren Städten und Dörfern als Folge von Krieg, Hunger und Elend.“