Erhaltung alter Hausnamen / Hausnamen-Beschilderung

Gemeinsame Informationsveranstaltung der Gemeinde Eitensheim und des Heimatvereins

Die Beschilderung der alten Hausnamen wurde bereits in der Jahreshauptversammlung 2011 des Heimatvereins auf Vorschlag von Herrn Willi Schneider beschlossen. Dabei wurde auch festgelegt, das Projekt gemeinsam mit der Gemeinde umzusetzen.

Das geplante Projekt wurde in der Juni-Ausgabe 2012 des Mitteilungsblattes der Gemeinde unter „Alte Eitensheimer Haus- und Hofnamen wieder aufleben lassen“ vom Bürgermeister kurz vorgestellt.

Nach einer personellen Veränderung in der Projektgruppe wurde die Umsetzung der festgelegten Schritte aufgegriffen:
1. Erstellung der Liste mit den Hausnamen
2. Schreiben an die betroffenen Hauseigentümer
3. Informationsveranstaltung
4. Informationsgespräche / Abstimmung mit den betroffenen Hauseigentümern

zu 1.) Erstellung der Liste mit den Hausnamen

Die Adressen und die zugehörigen Hausnamen wurden von Herrn Andreas Rabl auf Basis der Aufzeichnungen von Herrn Andreas Rabl sen. und Herrn Hans Schmid (beide bereits verstorben) sowie dem Heimatforscher, Herrn Andreas Hirsch, aufgelistet.

Dazu wurden alle 141 früher existierenden alten Hausnummern (vor der Einführung der Straßennamen) erfasst. Darüber hinaus wurden noch fünf weitere Hausnamen ergänzt; diese Anwesen hatten keine alte Hausnummer. Insgesamt konnten 129 Hausnamen den alten Hausnummern zugeordnet werden. Für 17 Anwesen konnten keine Hausnamen ermittelt werden. Einige davon hatten keinen Hausnamen (z. B. Kirche, Alte Schule), einige Anwesen wurden bereits abgebrochen, für einige Anwesen sind die Hausnamen nicht mehr bekannt.
Manchen Anwesen sind sogar zwei Hausnamen zugeordnet. Damit bestehe sogar eine Wahlmöglichkeit.

zu 2.) Schreiben an die betroffenen Hauseigentümer

Ca. 120 betroffene Hauseigentümer, deren Hausnamen bekannt sind, wurden Anfang April in einem gemeinsamen Schreiben der Gemeinde und des Heimatvereins von der Aktion „Erhaltung alter Hausnamen“ unterrichtet. Dabei wurde der jeweilige Hausname aufgezeigt und um eine Rückmeldung bezüglich der Anbringung des Hausnamens (Beschilderung) gebeten.
Es wurde auf den zunehmenden Rückgang der Kenntnis der Hausnamen in Eitensheim hingewiesen. Besonders die jüngere Generation weis oft nichts mehr mit den Hausnamen anzufangen und kann diese oft keiner Familie zuordnen. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken und die alten Haus- und Hofnamen wieder in Erinnerung zu bringen, ist die Anbringung von Hausnamen-Taferl an den entsprechenden Häusern geplant.

zu 3.) Informationsveranstaltung

Der Bürgermeister, Herr Michael Stampfer, und der Heimatverein haben am 25. April die gesamte Bevölkerung zu einer Informationsveranstaltung zur Aktion „Erhaltung Eitensheimer Hausnamen / Die Erinnerung an alte Haus- und Hofnamen in Eitensheim wach halten“ ins Schützenheim eingeladen.

Bürgermeister Stampfer, der zahlreiche Gäste begrüßen konnte, berichtete, dass bereits ca. 20 Personen das Rückantwortschreiben zum Anfang April versandten Informationsschreiben abgegeben und damit zum Ausdruck gebracht haben, dass sie die gemeinsame Aktion unterstützen wollen.

Bürgermeister Stampfer bedankte sich bei Herrn Andreas Rabl, der mit der Erstellung der Hausnamensliste eine zeitaufwändige Vorarbeit geleistet hat. Diese Hausnamensliste war die Grundlage für die ca. 120 Informationsschreiben an die betroffenen Hauseigentümer.

Bürgermeister Stampfer brachte zum Ausdruck, dass er die Beschilderung mit den alten Hausnamen als „persönliche Herzensangelegenheit“ betrachte und gab hierzu eine Anekdote zum Besten:

„Im Jahre 1982 wurde der Feuerwehrkommandant neu gewählt. Auf die Frage eines Interessierten wer denn nun der neue Kommandant sei, erhielt dieser die Antwort „der Stampfer Mich“. Da dem Fragenden ein „Stampfer Mich“ nicht bekannt war, entgegnete er: „Der ist aber nicht von Eitensheim“. Überrascht über diese Feststellung erhielt der Fragende mit der Nennung des Hausnamens eine weitere und damit klärende Antwort „Natürlich ist der von Eitensheim; das ist doch der Binder Mich“. Darauf der Fragende „Warum sagst du das nicht gleich.“

Die Zeiten, in denen die Hausnamen noch gebräuchlich und bekannt waren, sind aber längst vorbei. Besonders die jüngere Generation und der mittlerweile hohe Anteil der „Zuagheiratn“ und der „Zuagroastn“ kann mit den Hausnamen oft nichts mehr anfangen.

Der Vorsitzende des Heimatvereins, Herr Willi Schneider, bedankte sich bei Herrn Andreas Rabl, der diese Aktion als Projektleiter betreut. Weiter bedankte er sich bei dem Referenten des Abends, Herrn Konrad Kögler (Studiendirektor a.D., ehemaliger stellvertretender Schulleiter des Willibald-Gymnasiums in Eichstätt), ein kompetenter Fachmann in Sachen Hausnamenforschung.

Der Referent, Herr Konrad Kögler, wurde erst im Januar 2014 wegen seines Engagements als Heimatforscher (Geschichte und Brauchtum) im Eichstätter Raum, seines jahrzehntelangen uneigennützigen Einsatzes für den Erhalt des Dialekts auf dem Jura und seiner Arbeit als Kulturpfleger insgesamt vom Bundespräsidenten mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

In seinem fast einstündigen Referat wusste Herr Konrad Kögler viel zu berichten.
In einer Zeit, als es noch keine Grundbücher und Adressen gab, musste ein Anwesen (Haus, Hof einschließlich der Ländereien) lagemäßig eindeutig festgelegt werden. Damit sollte eine eindeutige Zuordnung etwaiger Rechte, von Besitz und Lehen sowie die Besteuerung und die fälligen Abgaben ermöglicht werden. Aus diesen Anforderungen heraus entstanden im Mittelalter – vor allem im ländlichen und dörflichen Raum – die Hausnamen. Sie waren bis zur Einführung der Hausnummern (in Bayern ab dem Jahre 1809) die einzige eindeutige Kennzeichnung eines Anwesens.

Hausnamen sind Wohnstätten-Namen und kennzeichnen den Ort der kleinsten Siedlungseinheit: das Anwesen (Haus und Hof) oder Wohnhaus. Viele ursprüngliche Hausnamen sind im Laufe der Siedlungsentwicklung zu Familiennamen geworden. Vielerorts wurden/werden die Bewohner eines Anwesens umgangssprachlich nicht mit ihrem Familiennamen bezeichnet, sondern mit ihrem Hausnamen, der dem Vornamen jeweils vorangestellt wird.

Der Name ist für eine Person sehr wichtig. Wird eine Person des Namens beraubt (und nur noch als Nummer geführt – siehe Konzentrationslager) wird diese Person erniedrigt und als geächtete Person gesehen.

Vielen Älteren sind noch folgende an Kinder gerichtete drei Fragen bekannt, die früher üblich waren und die Herkunft klären sollten (es ist die Reihenfolge zu beachten!).
„Wem gehörst Du?“ Frage nach dem Hausnamen
„Wie heißt Du?“ Frage nach dem Vornamen
„Wie schreibst Du dich?“ Frage nach dem Familiennamen

Der Hausname betrifft nicht nur das Haus, sondern das ganze Anwesen und seine Bewohner.
Die Eigenschaften des Hausnamens können vielfältig und widersprüchlich sein.
Hausnamen …
– sind alt (über 400 Jahre) oder jung (erst neu entstanden)
– bestehen lange oder sind bald wieder vergessen
– sind beliebt oder unbeliebt
– die Besitzer sind darauf stolz darauf oder verabscheuen ihn
– geben einen Hinweis zur sozialen Stellung
– sind eindeutig oder lassen sich nur erklären, falls die Ortsgeschichte bekannt ist
– sind unverändert oder haben sich geändert
– sind kurz oder lang mit Zusätzen (Name des Anwesens und des Bewohners)
– sind ortsgebunden oder wurden bei Wegzug „mitgenommen“
– sind in den Dörfern weit verbreitet / in den Städten seltener

Gemeinsam haben alle Hausnamen:
Sie sind fremdbestimmt. Den Hausnamen gibt man sich nicht selber. Der Hausname wird von den Leuten im Dorf vergeben.

Bei der Namensgebung für den Hausnamen wurde auf unterschiedliche Sachverhalte Bezug genommen. Es waren eventuell der Beruf, die Verhaltensweise oder eine körperliche Eigenschaft der Person oder dessen Vorname (oft auch in abgewandelter oder in Kurzform) sowie ein örtlicher Lagebezug oder ein Flurname für die Festlegung des Hausnamens oder eines Zusatzes zum Hausnamen bestimmend. Oft geht der Hausname auch auf den Spitznamen eines früheren Besitzers zurück. Früher wurden Personen mit dem Zusatz „Bauer“ beim Hausnamen hoch geschätzt (der Bauer hatte mindestens vier Pferde eingespannt), während Personen mit dem Zusatz „Mo“ beim Hausnamen nur gering geschätzt wurden.

Der Referent erläuterte noch eine Vielzahl von Eitensheimer Hausnamen. Er wies jedoch darauf hin, dass diese im Einzelfall noch zu erforschen wären, da die Hausnamen oft von Dorf zu Dorf unterschiedliche Bedeutung haben können. Salbücher (Verzeichnisse über Besitzrechte einer Grundherrschaft im Mittelalter) und Kirchenbücher geben aufschlussreiche Hinweise.

Nach dem umfassenden Referat von Herrn Kögler stellte Herr Andreas Rabl und Herr Bernd Gärtner von der Firma Stempel-Service die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten für die Beschilderung vor.
Mehrheitlich wurde für die Hausnamen-Tafel festgelegt:
Material: alubeschichtetes Kunststoffschild, Stärke: 2 mm
Farbe: braun
Schriftart: Altdeutsch mit dem Zusatz „Beim …“ (z.B. „Beim Bräu“)
Schriftfarbe: weiß
Größe / Preis: L = 40 cm / 24 Euro – L = 50 cm / 28 Euro – L = 60 cm / 32 Euro (jeweils brutto)
Hinweise: Das Taferl kann jeder Hauseigentümer selber anbringen.
Ein zugehöriges Befestigungsset kann mit erworben werden.
Die Kosten sind vom Hauseigentümer zu tragen.

Spontan haben 12 weitere Personen ihre Bereitschaft zur Anbringung der Hausnamen-Taferl erklärt.

zu 4.) Informationsgespräche / Abstimmung mit den Hauseigentümern

Herr Andreas Rabl wird die bei der Informationsveranstaltung nicht anwesenden Personen sowie die Personen, die bisher noch keine Rückmeldung abgegeben haben, persönlich ansprechen und zu etwaigen Fragen Stellung beziehen.

Bürgermeister, Herr Michael Stampfer, möchte erreichen, dass alte Hausnamen nicht in Vergessenheit geraten, sondern im Ort wieder eine Bedeutung bekommen. Die alten Haus- und Hofnamen sollten auch für die zukünftigen Generationen erhalten bleiben.

Nachdem bereits einige Nachbargemeinden Tafeln mit den alten Hausnamen an den Häusern angebracht haben, unterstützt er auch die Aktion des Heimatvereins Eitensheim zur Beschilderung der alten Hausnamen.