Vom Kampfgeist der Eitensheimer

Vortrag über vier Jahrhunderte Schulgeschichte:
Streik vor 41 Jahren einmalig in Bayern

Der Heimatverein Eitensheim hat anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Schulhauses zu einem Diavortrag eingeladen, um über die 400-jährige Schulgeschichte von Eitensheim zu berichten. Einen Schwerpunkt bildete der bayernweit einmalige Schulstreik. Vorsitzender Willi Schneider begrüßte mehr als 60 Gäste zu einem gemütlichen Vortragsnachmittag bei Kaffee und Kuchen im Pfarrsaal.

Zu Beginn seines Referates bedankte sich Reinhard Schober bei Andreas Knörr, der die sehenswerten Dias dem Heimatverein zur Verfügung gestellt hat. Knörr, der ehemalige Rektor der Eitensheimer Schule, hat die Geschichte des Ortes und seiner Bürger seit mehr als 50 Jahren verfolgt und in zahlreichen Bildern dokumentiert. Schober meinte: „Nach mehr als 40 Jahren seit den damaligen schulischen Ereignissen stellen die meist noch unbekannten Bilder ein einzigartiges Zeugnis vom Kampfgeist der Eitensheimer dar.“

Zunächst zeigte Reinhard Schober in einem kurzen Überblick die schulische Entwicklung seit der Gründung im Jahre 1602 auf und hob die über mehrere Jahrhunderte bestehende enge Verknüpfung mit der Amtskirche hervor.

Er berichtete von einem 1708 im Kirchhof erbauten Schulhaus sowie vom derzeitigen Rathaus, dass 1836 als Schulhaus umgebaut wurde. Ein weiteres 1878 errichtetes kleines Schulhaus stand an der jetzigen Apotheke und wurde 1907 für den Bau eines großen Schulhauses abgerissen. Das mittlerweile bereits über 100 Jahre alte große Schulhaus beherbergt heute die Apotheke und den Sitzungssaal.

Als auch das große Schulhaus zu klein geworden war, wurde 1968/69 ein neues Schulgebäude am Ortsrand errichtet. Zum Ärgernis für die Eitensheimer sollte zur selben Zeit eine Volksschulreform umgesetzt werden, die nur noch mehrzügige Hauptschulen vorsah. Danach wären nur noch die Schüler der Grundschule in Eitensheim unterrichtet worden. Noch bevor das neue Schulhaus fertiggestellt war, stand die Gemeinde vor einem schulpolitischen Scherbenhaufen und einer künftigen Schulruine. Ein nervenzehrendes Ringen um den Bestand der Schule, das vier Jahre andauern sollte, begann.

Schober berichtete, dass sich die Eitensheimer gegen die Nichtauslastung der neuen Schule zur Wehr setzten. Die politische Gemeinde, die Eltern und Schüler traten geschlossen gegen die Verwaltungsbürokratie auf. Bürgerproteste und eine Demonstration vor dem Kultusministerium wurden organisiert; sogar ein Schulstreik, der fünf Wochen andauerte, wurde ausgerufen. Als Ergebnis konnte lediglich eine auf drei Jahre befristete Auslagerung von drei Klassen der Nachbargemeinde abgetrotzt werden, um so eine bessere Auslastung der neu errichteten Schule in Eitensheim zu sichern.

Erst mit der Gebietsreform im Jahre 1972 wurde ein zuvor unüberwindbares Hindernis beseitigt. Eitensheim war seinerzeit Randgebiet des Landkreises Ingolstadt, während sein „schulisches Hinterland“ ausschließlich im alten Landkreis Eichstätt lag. Nachdem Eitensheim dem Landkreis Eichstätt zugeschlagen wurde, konnte in Eitensheim ein Standort für eine Grund- und Teilhauptschule mit den 5. und 6. Schülerjahrgängen aus den umliegenden Gemeinden gegründet werden. Das neue Schulhaus wurde nun erstmals voll genutzt.

Der zweite Referent der Veranstaltung im Pfarrsaal, Andreas Rabl, versuchte anhand der von Andreas Knörr zur Verfügung gestellten Dias die in Eitensheim vorherrschende Stimmung vor über 40 Jahren nachzuzeichnen. Er präsentierte 115 Dias vom Schulhausbau, vom Richtfest, vom Schulstreik, vom „Tag der offenen Tür“, von der Demonstration in München und dem Ministerbesuch. Andreas Knörr bereicherte mit einigen Anekdoten den Vortrag.

Zum Schluss bedankte sich Vorsitzender Schneider beim Küchenteam, den fleißigen Bäckerinnen und den beiden Referenten und gab bekannt, dass der Veranstaltungserlös für den neuen Glockenstuhl der Pfarrkirche bestimmt ist.